Projekte
Kein Platz für Sexismus
Unsere grosse, überregionale Kampagne «Kein Platz für Sexismus», die wir mit dem «aha - Tipps und Infos für Junge Leute», dem Fachbereich Chancengleichheit im ASD, dem kantonalen Kompetenzzentrum Integration und Gleichstellung (KIG) St. Gallen sowie der Abteilung Chancengleichheit Appenzell Ausserrhoden durchführten, startete im September 2021 mit einer Auftaktveranstaltung, mit Bodenklebern, Filmen auf den sozialen Medien und Clips in den Bussen. Über den Winter blieben wir mit Forumsbeiträgen und Clips im Skino in der Öffentlichkeit präsent.
Im April 2022 startete die breit angelegte Plakatkampagne. Auf Plakaten wurden die in der Umfrage gesammelten Sprüche abgebildet. Die bereits von den Bodenklebern bekannte und sehr auffällige Grafik sorgte für einen Wiedererkennungseffekt. Zuerst traten wir mit grossen F12-Plakaten in Erscheinung. Sie waren gut sichtbar entlang der Hauptstrassen platziert. Gleichzeitig wurden Plakate auf Hängekartons in den Bussen gezeigt.

Im Mai 2022 folgten Storchenständer, die wir vor dem Regierungsgebäude, im Schwimmbad Mühleholz, bei den weiterführenden Schulen, auf dem Universitätsgelände, im Städtle, am Busbahnhof Schaan und an weiteren stark frequentierten Orten aufstellten. Die zwei Ständer vor dem Regierungsgebäude wurden sogar auf der Facebook-Seite der Regierung prominent abgebildet. Zum Bild wurde die Kampagne beschrieben. Gleichzeitig wurden Plakate in kleineren Formaten in Restaurants, Bars und Clubs sowie in öffentlichen Gebäuden, Einkaufszentren und Schulen aufgehängt. Sie waren ebenfalls auf den Screens der Gemeinden und der Einkaufszentren zu sehen. Neben den Plakaten mit den Sprüchen zeigten wir auf einem zusätzlichen Plakat Hintergründe zum Thema sexuelle Belästigung auf.

Veranstaltungen – Selbstverteidigungskurs und Digital-Talk
Im Laufe der Kampagne wurden verschiedene Veranstaltungen für unterschiedliche Zielgruppen angeboten.
Anfangs April 2022 fand ein zweiteiliger Selbstverteidigungskurs für Frauen und Mädchen statt. Geleitet wurde er von Metin Kayar und Alexandra Marxer. Der Kurs stiess auf grosses Interesse, es meldeten sich 30 Teilnehmerinnen im Alter von 12 bis 71 Jahren an. Sie lernten, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und abzuwenden sowie klar Grenzen zu setzen. Sie übten Techniken, mit denen man sich bei Übergriffen zur Wehr setzen kann und wie man sich aus verschiedenen Griffen befreien kann. Die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen waren durchwegs sehr gut. Wir werden diesen Kurs wieder einmal ins Programm aufnehmen.
Im Mai 2022 folgte ein Digital-Talk zu «Street Harassment – Sexismus im öffentlichen Raum». Die Sozialarbeiterin und Professorin Manuela Hofer erklärte, was man unter Street Harassment genau versteht und erläuterte, warum es für Betroffene so schwierig ist, sich zu wehren und welche Lösungsansätze es braucht, um gegen Street Harassment vorzugehen.
Informationsveranstaltungen und Workshops
Im Juni 2022 fand eine Informationsveranstaltung zum Thema sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum statt. Carina Oehri, Staatsanwältin bei der liechtensteinischen Staatsanwaltschaft, sowie Notburga Walch, Sachbearbeiterin im Kommissariat Ermittlung (KRIPO) der liechtensteinischen Landespolizei, gaben einen Überblick über die gesetzlichen Grundlagen. Sie erläuterten, welche Verhaltensweisen und welche Tatbestände strafrechtlich relevant sind und welche Möglichkeiten es gibt, sich gegen sexuelle Belästigungen zu wehren. Anhand von verschiedenen Fallbeispielen wurde aufgezeigt, wie ein Verfahrensablauf nach Anzeigeerstattung aussehen kann. Es gestaltete sich als schwierig, genügend Teilnehmende für diese Veranstaltung zu finden.
Im September 2022 führten Andrea Summer und Ernesto Silvani von love.li für uns einen Workshop zum Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz durch. Es wurde besprochen, wie man sich vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz und im digitalen Raum, zum Beispiel am Handy, schützen kann, wie man mit Belästigungen umgehen kann und wo man Unterstützung bekommt. Die Hilcona als Arbeitgeberin zeigte grosses Interesse am Workshop und stellte auch die Räumlichkeiten zur Verfügung. Leider ist es uns nicht gelungen, weitere Unternehmen für eine Teilnahme am Workshop zu gewinnen. Die Teilnehmenden liessen sich bereitwillig auf das Thema ein und gaben zum Schluss durchwegs sehr positive Rückmeldungen.
Den Abschluss der Kampagne machte im November eine Online-Informationsveranstaltung zum Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Im ersten Teil führte Petra Eichele aus, was unter sexuelle Belästigung fällt und wo die Grenze zwischen einem harmlosen Flirt und einer sexuellen Belästigung liegt. Sie führte aus, welche Folgen sexuelle Belästigungen nach sich ziehen können und wie man sich informell dagegen wehren kann. Im zweiten Teil gab Daniela Narr-Jäger, Juristin bei der infra und der Liechtensteinischen Landespolizei, einen Überblick über die gesetzlichen Grundlagen. Sie erklärte das rechtliche Verfahren und was betroffene Frauen unternehmen können.
An dieser Veranstaltung wurde auch auf die Broschüre «STOPP! Keine sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz» hingewiesen, die im Rahmen der Kampagne durch den Fachbereich Chancengleichheit überarbeitet wurde.
Nach Abschluss der Kampagne können wir sagen, es ist uns gelungen, die Bevölkerung für das Thema Sexismus und sexuelle Belästigung zu sensibilisieren. Insbesondere die Plakate und die Storchenständer erregten Aufmerksamkeit und regten zum Diskutieren und Nachdenken an.
Durch den Claim «Mein Körper. Mein Raum. Mein Recht.» und die unterschiedlichen angebotenen Veranstaltungen wurden die von sexueller Belästigung Betroffenen gestärkt. Es wurde klar aufgezeigt, dass dieses Verhalten nicht «normal» ist und nicht toleriert werden muss.
Die Kampagne erhielt grosse Unterstützung und viel positives Feedback.

careforum.li – Neue Webseite für 24h-Betreuer*innen
Anlässlich des Welttags für menschenwürdige Arbeit präsentierten der Liechtensteinische ArbeitnehmerInnenverband (LANV), die Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra) und der Verein für Menschenrechte (VMR) am 7. Oktober die neue Webseite www.careforum.li.
Mit der Webseite bieten die drei Organisationen 24h-Betreuer*innen sowie Arbeitgebenden, das heisst betreuten Personen und deren Angehörigen, sowie Vermittlungsagenturen und Behörden niederschwelligen Zugang zu Informationen. Die Plattform klärt über Rechte und Pflichten im Arbeitsverhältnis auf und enthält Informationen zu Beratungsstellen und Hilfsangeboten. Die Webseite wurde bewusst in leichter Sprache gehalten und mit einem Übersetzungslink ausgestattet. Über das Kontaktformular der Webseite können sich die Arbeitnehmenden der Privathaushalte telefonisch oder anonym mit ihren Fragen an die Beratungsstellen wenden. Die infra und der LANV bieten den Betreuer*innen kostenlose Beratung an.
Der Bedarf an Betreuungspersonal wird bis im Jahr 2050 massiv ansteigen, da sich der Anteil Menschen über 65 Jahren, die sogenannten Babyboomer, auf fast 30 Prozent erhöhen wird.
Für 2023 ist der Druck und der Versand von Flyern vorgesehen. Ebenso die Durchführung eines Runden Tisches für Arbeitgebende und Agenturen. Im ersten Halbjahr 2024 ist ein Runder Tisch für die 24h-Betreuer*innen und die Einrichtung einer Facebook-Gruppe vorgesehen.
Das Projekt careforum.li wurde von den verantwortlichen Organisationen infra, LANV und VMR bei der Regierung zur Vergabe des Chancengleichheitspreises eingereicht und der Jury vorgestellt. Finanziell wurde das Projekt unterstützt durch den Liechtensteinischen Behindertenverband, das Amt für Soziale Dienste, Fachbereich Chancengleichheit, March International Limited und einer Privatperson. Wir bedanken uns für die wertvolle Unterstützung.